Gerade nachts spendet Licht uns Menschen Sicherheit, Orientierung und Kontrolle. Wir laufen in der dunklen Jahreszeit oder abends lieber eine gut ausgeleuchtete als eine dunkle Straße entlang – so soll es auch sein. Unsere Städte werden nachts immer heller, doch das hat, wenn falsch bewerkstelligt, seine Schattenseiten.
Lichtsmog, Lichtimmission & Lichtverschmutzung – das Phänomen hat viele Namen und nimmt erkennbar zu.
Wie entsteht diese übermäßige Erhellung des Nachthimmels?
Das Licht vieler künstlichen, nach oben gerichteten Lichtquellen strahlt in den Nachthimmel. Durch Reflektion an Partikeln und Wolken wird das Licht gestreut und vervielfacht. Über einer Stadt entsteht dadurch eine, wie beleuchteter Nebel aussehende Schicht, die über der Stadt wabert und diese erhellt, eine Lichtglocke.
Warum ist das eigentlich ein Problem?
Auch bei Lichtverschmutzung gilt: die Menge macht das Gift. Bei vielen „falsch“ beleuchteten Außenanlage steigt die Lichtverschmutzung. Was sind die Folgen und wen treffen sie? – ein kurzer Überblick:
- Störung des menschlichen Tag- Nacht Rhythmus und des Melatoninhaushaltes im Körper
- Insektensterben durch Dauerumkreisung des Lichts
- Bestäubung in Gefahr durch Insektendefizit und damit verbundene Ernteausfälle
- Rhythmusstörungen und Veränderungen im Verhalten bei (Zug-)Vögeln, Fledermäusen, Zooplankton, einigen Fisch- und Amphibienarten
- Energieverschwendung durch nutzloses Licht von oft nicht abgeschirmten Leuchten
- Verlust des Sternenhimmels (kulturelle-, wissenschaftliche und religiöse Aspekte)
Hobbyornithologen aufgepasst!
Der verfrühte und verspätete Gesang des Rotkehlchens gilt als Indikator für Lichtverschmutzung. In Regionen oder Städten mit hoher Lichtverschmutzung singen zum Beispiel Rotkehlchen sowie andere Vogelarten durchschnittlich 50 Minuten länger am Tag. Im Durschnitt fangen die Vögel 18 Minuten früher am Morgen an und beenden am Abend 32 Minuten später ihren Gesang. Besonders betroffen sind unter anderem Vogelarten mit großen Augen und offenen Nestern.
Was können wir tun?
Als erste sogenannte „Sternenstadt“ in Deutschland geht Fulda als Stadt, im privaten Bereich und in der Industrie mit gutem Beispiel voran. Der Titel wird von der International Dark-Sky Association vergeben, welche die international führende Autorität auf dem Gebiet der intelligenten und verantwortungsvollen Außenbeleuchtung ist. Folgende Regeln werden in Fulda beachtet:
- keine Lichtabgabe nach oben, voll abgeschirmte Leuchten
- Reduzierung der Helligkeit der Leuchten
- Lichtfarbe warmweiß mit max. 3000 K (mit geringem Blaulichtanteil)
- Bedarfsorientiert beleuchten (in späteren Nachtstunden reduzieren)
- Leuchten immer waagrecht montieren
- Werbebeleuchtung auf das Nötigste begrenzen
- nicht benötigte Beleuchtung abschalten oder reduzieren
- Lichtpunkthöhen möglichst niedrig halten
(c) Stadt Fulda / Christian Tech
Warum ist gerade „blaues“ Licht so schädlich?
Licht mit hohem Blauanteil ist mit Vorsicht zu genießen: Insekten werden angezogen und umkreisen das Licht bis zur Erschöpfung, bei uns Menschen kann es Augen und Schlaf beeinträchtigen, weshalb viele Brillen nun mit Blaulichtfiltern ausgestattet werden.
Deshalb ist es wichtig die Straßenbeleuchtung mit maximal 3000 Kelvin anstelle von zum Beispiel 5000 Kelvin zu wählen, um das kurzwellige, blaue Licht zu vermeiden welches bei 400-495 nm liegt. Erstrebenswert sind lange Wellenlängen im rötlich-gelben Bereich des Lichtspektrums.
Einordnung des sichtbaren Lichts im elektromagnetischen Spektrum
Die alten Natriumdampflampen mit ca. 2000 Kelvin und fast ausschließlich gelb-orange Anteil im Lichtspektrum erzeugen das klassisch rötliche Laternenlicht – also sehr gute Voraussetzungen für Tiere und Umwelt. Farbwiedergabe, Energieeffizienz und Lebensdauer sind bei modernen LEDs natürlich wesentlich besser. Eine gute Lösung ist daher eine moderne und effiziente LED Straßenbeleuchtung mit entsprechend niedriger Kelvin-Zahl.
Passend zum Tag der Deutschen Einheit letzte Woche hier noch eine kurze Licht-Anekdote zur Einheit, welche zumindest lichttechnisch in der Bundeshauptstadt im Jahr 2013 noch nicht zu sehen war. Denn die Straßenleuchten zeigten damals noch immer die Grenzen zwischen Ost- und West-Berlin markant auf. Der Grund:
Westberlin: bläuliches Licht von Quecksilberdampflampen und Leuchtstoffröhren
Ostberlin: warmes Licht der Natriumdampflampen
Satellitenaufnahme, Berlin 2013
Jetzt möchte man meinen – 2013, das ist 12 Jahre her hier hat sich bestimmt einiges getan. Der Artikel „Berlins Straßenlampen sind oft Oldtimer“ aus der Zeitschrift Die Zeit von April 2025 veranschaulicht den Handlungsbedarf und die aktuelle Situation in Berlin:
„Die Kosten für den aktuellen Investitionsrückstau werden auf ca. 350 Millionen Euro eingeschätzt.“
„Viel Luft nach oben gibt es bei der Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED-Leuchten. Berlinweit werden der Verkehrsverwaltung zufolge 35 Prozent der Elektroleuchten mit LED betrieben, obwohl das die deutlich energiesparendere Variante ist.“
„Viel Geld ließe sich vor allem durch die Umrüstung der Gaslaternen sparen: Die Betriebskosten der LED-Leuchten im Vergleich zu denen der Gasleuchten liegen den Angaben zufolge bei nicht einmal einem Zehntel. Zum Betrieb zählten dabei neben dem Energieverbrauch auch die Kosten für Wartung, Störungs- und Schadensbeseitigung.“
Was tut die Lichtbranche dagegen?
Einige Hersteller entwickeln bestimmte Leuchten und Technologien, die diese oben genannten, speziellen Anforderungen erfüllen. Sie klären auf oder kennzeichnen geeignete Produkte.
Die Frima BEGA Gantenbrink-Leuchten KG geht hier als deutscher Hersteller mit gutem Beispiel voran. Mit „Dark Sky – Leuchten für das naturnahe Umfeld“ und „BEGA BugSaver®- Naturverträgliches Licht zum Schutz nachtaktiver Tiere“ schafft BEGA Leuchten die aktiv der Lichtverschmutzung entgegenwirken und somit Umwelt und Tiere schützt.
Weitere Informationen zu diesen Technologien nachzulesen auf der BEGA-Website: https://www.bega.com/de-de/wissen/beleuchtungstheorie/verantwortungsvolle-aussenbeleuchtung/#navbar
Fazit
Fest steht, dass es Stand heute keine bundesweite, gesetzliche Vorschrift gibt, dass Straßen- oder Außenbeleuchtung eine bestimmte Kelvin Anzahl nicht über oder unterschreiten darf. Weshalb Aufklärungsarbeit in diesem Bereich weiterhin enorm wichtig bleibt um private, betriebliche oder öffentliche Außenbereiche umweltfreundlich und energiesparend auszustatten.
Quellen
Lichtsmog verdrängt die Dunkelheit der Nacht: https://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/nachhaltigkeit/lichtverschmutzung-lichtsmog-nacht-himmel-licht-sterne-tiere-insekten-100.html
Die Lichtverschmutzung und was du dagegen tun kannst: https://www.wissenmachtklima.de/die-lichtverschmutzung-und-dessen-auswirkung-auf-unsere-umwelt/
Fulda ist erste deutsche Sternenstadt: https://www.sternenstadt-fulda.de/
Die Folgen der Lichtverschmutzung: https://www.paten-der-nacht.de/folgen-lichtverschmutzung/
Vögel singen wegen Lichtverschmutzung länger: https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/voegel-singen-wegen-lichtverschmutzung-laenger-weltweite-untersuchung-a-1ed66495-379e-491f-b0f5-9382602bf19b
Elektromagnetisches Spektrum: https://www.leifiphysik.de/optik/elektromagnetisches-spektrum/grundwissen/sichtbares-licht
Glühbirnen zeigen noch immer Ost-West-Teilung: https://www.welt.de/wissenschaft/article115488999/Berlin-in-der-Nacht-Gluehbirnen-zeigen-noch-immer-Ost-West-Teilung.html
Berlins Straßenlampen sind oft Oldtimer: https://www.zeit.de/news/2025-04/07/berlins-strassenlampen-sind-oft-oldtimer
BEGA – verantwortungsvolle Außenbeleuchtung: https://www.bega.com/de-de/wissen/beleuchtungstheorie/verantwortungsvolle-aussenbeleuchtung/#navbar
